TAG DER DEUTSCHEN ZWEIHEIT | Dresden



- EIN KOMMENTAR - 

Heute, am 03.10.2016, können wir den Tag der deutschen Einheit feiern. Doch heute, genau 26 Jahre nach der Wiedervereinigung, fühlt es sich alles andere als 'einheitlich' an. Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse (Anschlag auf Moschee, Bombenattrappe, Brandstiftung auf Polizeiautos) war ich schon etwas skeptisch, als ich gehört habe, der Tag der deutschen Einheit solle dieses Jahr in Dresden, der Pegida- und Merkelhass-Hochburg, stattfinden, war dann aber doch recht gespannt, was dort wohl passieren würde; habe mich gefragt, wie die Dresdner den Tag inszenieren und zelebrieren würden. Immerhin ist dieser Tag ja etwas, was ganz Deutschland verbindet. Und dann kommt alles so:


Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Kanzlerin Angela Merkel werden in Dresden erwartet. Großer Auflauf am Neumarkt, Menschen mit Schildern in der Hand: "Merkel muss weg", fast ein normaler Pegida-Demonstrations-Montag. Nach bereits vorhergegangenen Ankündigungen, sind neben Pegida-Gründer Lutz Bachmann auch einige AfD-Mitglieder unter den Demonstranten am Rand der Sicherheitsbegrenzung. Laute Rufe, Pfiffe, Beleidigungen ertönen: "Merkel muss weg", "Volksverräter", ein dunkelhäutiger Gottesdienstbesucher wird mit "Abschieben"-Rufen bombardiert. Auch von links kommen Proteste. All das klingt nach einem schrecklichen Albtraum, ist aber das, was sich wirklich am 26. Tag der deutschen Einheit in Dresden zuzog. Paradox, oder?



















Seht euch einmal dieses Bild an. Wir befinden uns im ehemaligen Ostdeutschland, frühere DDR. Die Menschen auf diesem Bild, die Demonstranten, die hier am Tag der deutschen Einheit gegen unsere Regierung protestieren, haben alle die Wende miterlebt. Sie sind ehemalige Bürger der DDR. Hier ein sehr treffendes Zitat von Norbert Lammert während seiner Rede zur Einheitsfeier: 

"Diejenigen, die heute besonders laut pfeifen und schreien [...], die haben offenkundig das geringste Erinnerungsvermögen daran, in welcher Verfassung sich diese Stadt und dieses Land befunden haben, bevor die deutsche Einheit möglich wurde."

Die, die all die Unterdrückung, die mediale Kontrolle, Stasi, die Nichtexistenz von Selbstverständlichkeiten miterlebt haben, sind die, die jetzt die Freiheit bemängeln. Die, die mit Respekt behandelt werden wollen, gehört werden wollen, sind die, die heute am wenigsten Respekt zeigen. Merkel ist nicht schuld an der Unsicherheit, die wir in Deutschland haben. Es sind die, die ihre Politik bemängeln, die alles unsicher machen. Denn sie sind nicht in der Lage, dies sachlich zu tun, nein, sie müssen ins Extreme fallen. Komischerweise vor allem in Ostdeutschland. Ich fühle mich sechsundzwanzig Jahre in die Vergangenheit katapultiert, nur mit dem Unterschied, dass Dresden und der Rest des extremen Ostens sich am liebsten selbst einmauern würde.

Dann sind da noch die Leute, die Frau Merkel aufgrund ihrer "Flüchtlingspolitik" scheiße finden, ohne Rassisten sein zu wollen. Sie wollen nicht in die rechte Ecke gestellt werden, ABER diese ganzen Flüchtlinge sollen nicht hier sein. Das ist ja immer ziemlich lustig. Vor allem: Den Fremdenhass mit dem Tag der Deutschen Einheit zu vermischen ist nicht nur unangebracht, sondern vor allem auch höchst respektlos gegenüber ihrem heiligen deutschen Staate, den sie mit aller Macht vor dem Kulturmix schützen wollen. Hä? Somit versucht der rechte Deutsche das Land, sein Land zu spalten.

Ich erinnere mich an die vielen Gespräche mit meinen Eltern, wenn sie im Radio oder in der Zeitung Nachrichten aus dem Osten lasen und dann immer Kommentare abgelassen haben: „Sowas kann ja auch nur im Osten passieren“. Ich habe jedes Mal eingeworfen: „Hey, hört auf, Sachsen gehört genauso zu Deutschland wie Baden-Württemberg, wir sind nicht mehr im Jahre 1985, wir sind bereits im einundzwanzigsten Jahrhundert und es sind definitiv nicht alle Menschen aus dem ehemaligen Osten so.“ Ich bin niemand, der Menschen aus gewissen Regionen/Ländern/Religionen/etc pauschal beurteilt. Deshalb enttäuscht es mich gerade so wahnsinnig, dass genau diese Menschen, die früher für die Einheit demonstrierten, jetzt gegen Deutschland demonstrieren. Gegen den Frieden, gegen die Freiheit. Menschen, die früher die Parole „Wir sind das Volk“ gerufen haben, um sich mit dem Westen zu vereinen, jetzt „Wir sind das Volk“ rufen, um sich von diesen zu distanzieren.


Ihr seid nicht das Volk. Ihr seid nicht die, die wir an dem heutigen Tag am lautesten hören wollen. Ihr seid nicht die, die uns vertreten sollen. Ihr seid die, für die ich mich leider heute, an unserem sechsundzwanzigsten deutschen Nationalfeiertag, wahnsinnig schämen muss.

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