REFUGEES VERY WELCOME! #1

Es ist das momentan wohl am meisten kommentierte und diskutierte Thema in Europa, den einen oder anderen mag das Ganze wohl stören, all das Gerede drumherum, doch ich finde das wichtig. Ohne Gerede und Diskussion bleibt auch das Verständnis fern, deshalb möchte ich jetzt an die junge Generation schreiben, auf Augenhöhe. Was ich mir jedoch noch mehr von dem Projekt erhoffe, ist auf Augenhöhe mit etwas zu kommen, was mir gerade sehr große Sorgen bereitet. Das ist der zunehmende Populismus in den älteren Generationen. Ich möchte damit natürlich niemanden in eine Schiene stecken, doch dazu später mehr.

Da das hier doch ein sehr großes und umfangreiches Thema ist, möchte ich jetzt eine Serie starten, in der ich den Sachverhalt aus meiner Sicht schildere. Ich möchte euch das Thema so nahe wie möglich bringen, deshalb werde ich mich viel mit den Menschen aus den Krisengebieten unterhalten, die ich bisher kennenlernen durfte. Ich versuche dabei immer recht sachlich zu bleiben, obwohl es mir manchmal sehr schwer fällt, da es für mich persönlich ein sehr wichtiges und emotionales Thema ist. Ich hoffe, ich kann euch das alles so verständlich wie möglich machen. Seit einigen Wochen bis Monaten schreibe ich an diesem Projekt und jetzt möchte ich es mit euch teilen.

Ich habe Angst. Ich habe Angst, nicht vor Zuwanderung. Das ist ohnehin ein unaufhaltbarer Prozess, den die Globalisierung ganz natürlich mit sich bringt. Nein, ich habe Angst vor einem Land, in dem es unter den Füßen der Gesellschaft brodelt, heiße Lava in Form von Hass und Beleidigung spuckt und nur darauf wartet, zu explodieren. Ich habe Angst vor Rechtspopulismus, Rassismus. Ich habe Angst vor einer unsicheren Zukunft, einer Zukunft ohne Garantie meiner Rechte, einer Zukunft, in der ich mich nicht wohl fühlen kann. Ja, Angst, vor einem Leben ohne festen Boden unter den Füßen. Denn ohne sichere Regierung, ohne Rechte, ohne Einhaltung der Pflichten, kann ein Mensch nicht stehen, noch weniger eine ganze Gesellschaft. In so einem Land möchte ich auch nicht leben.

Momentan ziehen viele Menschen auf der Welt um. Und das nicht, weil sie das so wollen. Sondern, weil bei ihnen der brodelnde Vulkan unter den Füßen explodiert ist. In solch einem Gebiet kann, darf und sollte sich eigentlich kein Lebewesen dieser Welt aufhalten müssen. Ganz abgesehen davon, dass es solche Gebiete in einer Welt, wie sie funktionieren sollte/könnte, wenn alle Menschen logisch denken würden, gar nicht geben würde. Jedoch kommen wir mit dem Konjunktiv an dieser Stelle kein Stückchen weiter. Also, es gibt Menschen, die vor diesem kaputtgegangen Land und alles, was darin ist, flüchten. Lassen all die Sicherheit, die sie bisher hatten, all die guten Erinnerungen, ihr Zuhause, ihr Leben hinter sich und begeben sich auf eine Reise voller Unsicherheit. Um vor dem Tod zu fliehen. Um zu fliehen, vor einem Leben ohne die Rechte, die ihnen zustehen, ohne sicherer Zukunft, ohne sicheren Boden unter den Füßen. Sie nehmen diese Reise auf sich, mit der Hoffnung, zu überleben, mit der Hoffnung, auf ein besseres Leben, die doch jeder von uns hat. So viel Gefahr nehmen sie auf sich. Allein das benötigt den enormen Mut, den man nur aufbringen kann, wenn wirklich alles andere besser sein muss, als die Situation, in der man steckt.

Teilweise höchst traumatisierte Menschen kommen dann also nach dieser langen, unsicheren Reise hier an. In Europa, in dem Gebiet, in dem sie sicher sein sollen, in dem sie unterschlüpfen können, in dem sie zumindest bleiben können, bis ihr Zuhause wieder sicher genug ist. Aber hier dürfen sie dann nicht bleiben. Sie werden weitergeschickt, in andere Länder, von Land zu Land, wie Vieh, als wäre es ein Spiel, ein Handel mit Dingen ohne Bedeutung. Es wird von einer "Flüchtlingskrise" gesprochen, von "Tausenden, Millionen Flüchtlingen", von einer "Flüchtlingswelle", in Dimensionen, die klingen, als sei all das unüberwindbar. Dabei ist das gar nicht so. Aus platztechnischen Gründen ist das hier machbar. Bei 227 Einwohnern pro km2 haben wir hier in Deutschland noch einige Kapazitäten und das, obwohl wir nach den Niederlanden, Belgien, UK und Liechtenstein das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Europa sind. Das Problem sind also wohl eher die Verwaltung, die Papiere, all die Formalitäten. Das Verwaltungsproblem lässt sich so leicht auch nicht beseitigen, doch es lässt sich eindämmen. Beispielsweise indem man den Fokus auf die wichtigen Dinge an einer Einreise legt. Hierzu bald mehr.

Genau das ist, was die Medien hier als "Problem" und "Krise" betiteln. Das betrifft jedoch nicht das Leben in der Gesellschaft hier. Das Problem ist nur, dass die Hilfe in den Ämtern fehlt. Dass nicht ausreichend Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Also ist die Sorge der Einwohner hier recht unbegründet. Ich vermute sogar, dass der Großteil der Bevölkerung nicht einmal bemerken würde, dass wir hier Flüchtlinge haben, wenn die Medien dies nicht berichten würden. Menschen, deren Aussehen auf die Herkunft aus dem nahen Osten schließen lässt, gibt es hier schließlich schon seit vielen Jahren, spätestens seit der Arbeitermigration in den 1960ern. Die Angst, dass das zu einer Bedrohung werden könnte, wird jedoch durch die enorme mediale Repräsentanz dieses Themas geschürt. Oder eher durch die Art der Medien, davon zu berichten. Worte wie "Krise" und "Flut" lösen eben eher negative Assoziationen aus und bereiten den Menschen somit Sorgen. Hier wird jedoch sehr vieles außen vor gelassen.


In meinem nächsten Artikel möchte ich euch von der Problematik des Populismus und die Auswirkungen auf das Leben unser aller berichten, was wirklich ein sehr wichtiges Thema ist, deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr diesen auch lesen würdet.

Vielen Dank fürs Lesen und eure Unterstützung.

Bis bald,

Daria Miller

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